Verzell doch das em Fährimaa – Folge 17
Bismarcks Schnitt durch Schleswig-Holstein
Niemand zweifelt ernsthaft Otto von Bismarcks Ruf an. Trotzdem war dafür bekannt, der Wahrheit mit ein paar passenden Ergänzungen oder Auslassungen den Weg zu bereiten. Das bekannteste Beispiel, quasi Bismarcks Meisterstück, war die eine Presseveröffentlichung zur sogenannten Emser Depesche. In dieser log er zwar nicht richtig, verdrehte aber die Wahrheit so geschickt, dass die öffentliche Stimmung in Wallung geriet. Darauf sahen sich die Deutschen Fürsten genötigt, sich unter dem Dach eines vereinigten Deutschlands zusammenzufinden, um sich gegen den gemeinsamen Feind Frankreich zu stellen. Es folgte ein völlig sinnfreier Krieg, eine Krönung des preussischen Monarchen zum Kaiser und eine kurze, aber gewaltige Erfolgsgeschichte des Deutschen Reiches. Das war in den frühsten 70er Jahren des 19. Jahrhunderts.
Bismarcks Kalkül
Ebenfalls in den frühen 70er Jahren des 19. Jahrhunderts scheiterte Bismarck zum ersten Mal mit seinem Versuch, einen Kanal zwischen Nordsee und Ostsee einzurichten. Mit einer künstliche Wasserstrasse sollte die Handelsroute zwischen der Nordsee und der Ostsee massiv zu verkürzt werden. Gleichzeitig konnte man damit den Schiffsverkehr auf dieser Passage fest unter deutscher Kontrolle behalten. Das Vorhaben schien zu scheitern, weil den Admirälen wirtschaftliche Überlegungen fremd waren und ihr Interesse allein darin bestand, das vorhandene Geld weiter in die Schlagkraft der Marine zu investieren.
Erst durch Bismarcks List, die militärische Wichtigkeit des Kanals als (Schein-) Argument ins Felde zu führen, gelang es dem Reichskanzler den alten Kaiser von der Notwendigkeit des Baus eines Kanals zu überzeugen.
Eine militärische Bedeutung hat der Kanal natürlich nie erlangt. Aber auch 125 Jahre nach Vollendung zählt der Nord-Ostsee-Kanal, immer noch zu den wichtigsten künstlichen Wasserstrassen dieser Welt. Bismarcks Schnitt durch Schleswig-Holstein prägt das Bundesland bis heute.