Der Fährimaa findet ein neues Zuhause
Der neue Heimathafen Todenbüttel
Kaum ein Mensch auf diesem Planeten kennt Todenbüttel. Und das ist gut so. Denn das kleine Dorf zwischen Rendsburg und Itzehoe zählt rund 1000 Nasen und ist durch und durch unscheinbar. Niemals hätten wir gedacht, dass hier einmal unser Zuhause stehen würde. Denn zum einen ist das Land völlig flach (mein persönlicher Wunsch war Sicht) und zum andern liegt das Dorf weder am Kanal noch an einem schiffbaren Fluss und schon gar nicht am Meer. Für den Fährimaa also ein denkbar ungünstiger Flecken Erde. Trotzdem war es Liebe auf den ersten Blick. Und das kam so…
W:O:A
Es war das Wacken-Wochenende, an welchem wir wieder einmal durch Schleswig-Holstein zogen, um uns mit diversen Maklern zu treffen. Wenn Ihnen Wacken nichts sagen sollte: In Wacken findet jährlich das größte Heavy Metall Open-Air der Welt statt. Ein wunderbarer Anlass, auf welcher die ganze Region stolz wie ein Pudel ist. Schon das allein ist ziemlich lustig, denn wir befinden uns hier auf dem flachen Land (sehr flach, sehr viel Land). Die Einwohner der Region sehen nun so gar nicht wie Schwermetallrocker aus. Aber wer Erfolg hat, gewinnt viele Freunde. Zudem machen die Veranstalter das extrem clever. Sie stammen aus dem Ort und unterlassen nichts, um möglichst alle in der Umgebung mitzunehmen. Entweder, weil sie selber am W:O:A. arbeiten oder weil sie auf andere Weise profitieren (Zimmer, Verkaufsstände, etc.). Zudem sind sie alles andere wie geizig und treten immer wieder als Sponsoren auf.
Wacken ist also eine Grösse und als solches in ganz Deutschland bekannt. Bekannt ist der Anlass auch dafür, dass er wie das OpenAir St. Gallen früher oder später in einer Schlammschlacht endet. So war es nicht verwunderlich, dass es auch an unserem Erkundungswochenende ziemlich stark regnete.
Sowohl der Freitag als auch der Samstag boten nicht ganz das, was wir uns erhofft hatten. Deshalb dachten wir schon, dass unsere Übernachtung im Hotel Kleiner Yachthafen in Brunsbüttel der einzige Höhepunkt dieser Reise bleiben würde.
Das Hotel Kleiner Yachthafen ist ein hübsches, weisses Hotel und bietet jeden Komfort, den man sich wünscht. Umso witziger war, dass wir am Morgen am Frühstücksbuffet jede Menge schwarz gekleidete Heavy Metalljünger antrafen. Frisch geduscht, gut gelaunt und sichtlich erfreut am frisch gedeckten Frühstückstisch… Tja, mit zunehmendem Alter der düsteren Rock’n’Roller, nimmt die Bereitschaft im Schlamm zu campieren offensichtlich ab.
Als wir am Sonntag den letzten Schwung an Besichtigungen in Angriff nahmen, waren wir angesichts der Wetterlage nicht besonders motiviert. Und auch das mit der Zuversicht hielt sich in engen Grenzen.
Nächste Station Todenbüttel
Die erste Station nach Brunsbüttel versprach wenig, denn das Haus in Todenbüttel war eigentlich nicht zu besichtigen. Die Besitzerin in Kiel, war nicht verfügbar. Der zuständige Makler war gerade in den Ferien (was auch sonst ziemlich gut beschreibt, mit welchem Eifer er sein Geld verdient). Immerhin war uns erlaubt worden, das Grundstück zu betreten.
Als wir uns Todenbüttel näherten, war der Himmel dick verhangen. Doch exakt in dem Moment, als wir in die Strasse einbogen an welcher das Haus steht, öffnete sich der Himmel und – glauben Sie mir oder nicht – eine göttliche Hand drang durch das Wolkenwerk und zeigte deutlich für alle zu sehen, auf unser zukünftiges Haus.
Dabei war der göttliche Fingerzeit gar nicht notwendig. Denn die Sonnenstrahlen, welche ihren Weg durch das Loch in der Wolkendecke fanden, stellten das Haus in ein gleissendes Scheinwerferlicht. Es war erleuchtet.
Es war Liebe auf den ersten Blick.
Haus und Garten enthielten genau jenen englischen Touch, welchen wir über alles lieben. Der Rosenbogen, welcher in den Garten führte, blühte in kräftigen Farben. So kräftig, dass man kaum erkennen konnte, wie morsch das Ganze bereits war. Aber hey, wer mag sich bei der grossen Liebe schon den Moment versauen, indem er einen Blick unter die Rockschürze der Braut wirft…
Kompromisse, wo sich Kompromisse aufdrängen
Wie gesagt. Totenbüttel bietet erstaunlich viel. Weitsicht und die Nähe zu Wasser gehören nicht dazu. Aber wen kümmerte das in dieser Situation schon. Wir hatten uns entschieden – lange bevor wir überhaupt einen Fuss auf das Grundstück gestellt hatten. Man muss in einer Beziehung bereit sein, Kompromisse zu schliessen. Und so kam’s denn auch. Anders als in Oldenbüttel, wenige Monate zuvor, liessen wir uns das Haus nicht mehr vor der Nase wegschnappen. Anders als in Oldenbüttel, war die Konkurrenz allerdings auch nicht so wahnsinnig groß. Es wird gemunkelt, dies sei so gewesen, weil wir den Bau etwas überzahlt hätten. Aber wenn ich Schweizern den Preis ins Ohr flüstere, verdrehen diese die Augen und sagen in der Regel Dinge wie: Verzell das doch em Fährimaa…!
Vielleicht erzähle ich die Geschichte noch etwas weiter, denn wir betraten trotz der Abwesenheit des Maklers das Haus trotzdem. Es war eine Erfahrung, welche es durchaus wert ist, erzählt zu werden. Gerade von einem alten Seemann wie mir.